Stechinsekten sind weltweit verbreitet. Während sie in kühleren Klimaten vor allem als Lästlinge auffallen, dienen sie in den Tropen und Subtropen zahlreichen Erregern als Haupt- oder Nebenwirt. In der Medizin werden krankheitsübertragende Insekten und Spinnentiere in der Regel als Vektoren bezeichnet. Tatsächlich ist es jedoch häufig so, dass der wesentliche Teil des Lebenszykluseher im Insekt stattfindet. So liegt zum Beispiel die für Malaria verursachende Plasmodien entscheidende sexuelle Vermehrung in der Mücke, nicht im Menschen. Von Phlebotomen abgesehen sind die meisten Stechmücken zur Fortpflanzung auf stehendes bzw. nur langsam fließendes Wasser angewiesen. Ausschließlichdie Weibchen der Stechmücken sind Blutsauger, während sich die Männchen von Pflanzensäften ernähren. Das Weibchen benötigt mindestens eine Blutmahlzeit zur Produktion der Eier, welche nach Befruchtung direkt auf die Wasseroberfläche gelegt werden.Hieraus schlüpfen bewegliche, im Wasser frei schwimmende Larven. Die Larven verpuppen sich (ähnlich den Schmetterlingen) und anschließend schlüpft der ausgewachsene Moskito aus der Puppe. Der Aufenthalt an Seen oder Flussauen geht daher meist mit einer hohen Dichte an Stechmücken einher. Ein mindestens ebenso großer Teil an Stechmücken (v.a. Aedes) brütet jedoch im Bereich menschlicher Siedlungen in Regentonnen, Regenrinnen, im Freien liegenden Autoreifen und in nahezu jeder erdenklichen Vertiefung, in der sich Wasser ansammeln kann. Durch konsequente Beseitigung aller frei zugänglichen Wasseransammlungen kann somit die Mückenbelastung erheblich gesenkt werden. Nachtaktive Stechmückenarten wie Culex oder Anopheles sind nur während der Dämmerung und der Nacht aktiv. Die Aktivität ist am höchsten zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht und geht dann langsam über den weiteren Verlauf der Nacht bis zum Morgen zurück. Durch geeignete Planung des Tagesablaufs können bereits von vornherein die Exposition gegenüber Stechmücken verringert bzw. die weiteren Schutzmaßnahmen zielgerichtet eingesetzt werden.
Moskitonetz
Ist keine Air Condition vorhanden, sollte ein Netz (Mückengaze) offene Fenster und Türen abschirmen. Zusätzlich sollte unter einem mit Permethrin imprägniertem Moskitonetz geschlafen werden. Mückennetze oder -gitter werden heutzutage entweder aus Baumwolle, häufiger aber noch aus synthetischen Materialien wie Nylon, Polyester oder Polyethylen hergestellt. Der Vorteil synthetischer Fasern ist die längere Haltbarkeit und das geringere Gewicht. Die Maschen des Netzes müssen klein genug sein, um die Anophelesmücke am Eindringen zu hindern, jedoch groß genug, um die Luftzirkulation nicht so erheblich herabzusetzen, dass es als unangenehm empfunden wird. Die Lochgröße sollte zwischen 1,2 und 1,5 mm liegen. Dies reicht aus, um Stechmücken (nicht jedoch Sandfliegen) abzuhalten und gleichzeitig noch eine ausreichende Ventilation zu gewährleisten. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben die besondere Bedeutung des Imprägnierens von Bettnetzen sowohl für die individuelle Person als auch als wirksame Maßnahme zur Malariabekämpfung bewiesen. Bei einem industriell vorimprägnierten Netz ist von einer Wirkung der Imprägnierung über ca. 5 Jahre auszugehen. Falls ein fabrikimprägniertes Netz nicht zur Verfügung steht, kann das Netz mit normalem Insektenspray imprägniert werden. Die Wirkung ist allerdings von kürzerer Dauer. Diese Imprägnierung hält 6–12 Monate und kann auch bei Kleidung angewandt werden, da sich Permethrin an Stofffasern bindet. Eine Wirkung besteht auch noch nach mehrmaligem Waschen. Durch das Imprägnieren wird erreicht, dass
das Netz auch noch effektiv ist, wenn kleine Löcher aufgetretensind
der Schutz erhalten bleibt, wenn der Körper am Netz anliegen sollte oder das Netz nicht komplett abschließt
eine hohe Zahl an Mücken nach Kontakt mit dem Bettnetz getötet wird, da das Netz mit einer schlafenden Person darunter als eine Falle mit Köder wirkt.
Dies führt auch dazu, dass Mücken nach einem versuchten Stich nicht im Haus bleiben und sich in Nischen verstecken.
Insect coils
Sogenannte „Insect coils“ oder elektrische Apparaturen zum Verdampfen von Moskitos können nützlich sein, ersetzen jedoch das Moskitonetz nicht. Werden Räume mit Air Condition geschlossen gehalten, reduziert sich die Aktivität von Moskitos aufgrund der niedrigen Raumtemperatur sehr stark.
Kleidung
Schützende Kleidung ist eine essentielle Präventivmaßnahme gegen Insektenstiche. Hierzu gehören neben den Stichen durch Anophelesmücken auch solche durch Tsetse-Fliegen und Flöhe, die sich allesamt nur gering durch Repellentien abwehren lassen. Feste Schuhe, Strümpfe und lange Hosen sollten als Schutzmaßnahme in Gebieten mit hohem Vorkommen von Zecken und Flöhen getragen werden. In Landstrichen mit Vorkommen von Tsetse-Fliegen sollte helle Kleidung getragen werden, da diese von dunklen Flächen angelockt werden. Die Webdichte der Kleidung ist entscheidend, um Insektenstiche abzuwehren. Mücken können durch dünne Kleidung leicht hindurch stechen (z. B. Hemd, T-Shirt, Socken). Auch dünnere Jeansstoffe bieten keinen vollständigen Schutz. Da dichte Kleidung in tropischen Temperaturen leicht unangenehm werden kann, kann die Imprägnierung dünner Gewebe mit Pyrethroiden (Permethrin) eine Alternative darstellen. Weiterhin gibt es speziell hergestellte Kleidung, deren Gewebe aus bereits mit Permethrin imprägniertem Garn gewoben ist. Pyrethroide, korrekt eingesetzt, haben folgende Vorteile:
hohe Haltbarkeit über Wochen
kein Abrieb, bleiben nach Waschen mit kaltem Wasser erhalten
keine Unverträglichkeit beim Menschen, sicher in der Anwendung
schnelles Abtöten von Insekten
kostengünstiger als Repellentien
Repellentien
Nicht bedeckte Körperteile sollten mit Repellentien eingerieben werden. Repellentien sind Substanzen, die Stechmücken und andere Insekten am Landen auf der Haut hindern oder zum sofortigen Weiterfliegen zwingen. Im Gegensatz zu Insektiziden werden Insekten hierdurch nicht dauerhaft geschädigt oder getötet. Der genaue Bestandteil oder der Mechanismus, welcher diesen Effekt bewirkt, ist nur bei wenigen Substanzen bekannt. So wurde für Diethylmethylbenzamid (-toluamid) (DEET), das als Goldstandard für effektive Repellentien gilt, nachgewiesen, dass die Insekten nach dessen Einsatz Substanzen des menschlichen Schweißes wie 1-Octen-3-ol nicht mehr riechen können, da der Korezeptor Or83b – ein wichtiger Bestandteil eines spezifischen Geruchsrezeptors – blockiert wird. Diese Rezeptoren sind essentiell für den Geruchssinn der Insekten, mit deren Hilfe sie Säugetiere bereits aus ca. 30 m wahrnehmen können. Der Einsatz von DEET macht Mücken daher vorübergehend „chemisch blind“. Die Wirksamkeit von Repellentien wird im Wesentlichen durch den Inhaltsstoff selbst und die Art des Auftragens bestimmt. Seit der Antike sind zahlreiche pflanzliche Substanzen bekannt, die als Repellentien verwendet wurden. Hierzu zählen vor allem Bergamotteöl, Citrodiol, Kokosnussöl, Extrakte von Lavendel, Kampfer und Eukalyptus. Seit den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden jedoch gezielte Versuche zur Entwicklung von synthetischen Insektenschutzmitteln unternommen. Diese Substanzen sind auch den heute verkauften pflanzlichen Präparaten weit überlegen. Die Wirkdauer ist hohen Schwankungen unterworfen, u.a. von Umweltfaktoren und der Art des Auftragens abhängig und kann von wenigen Minuten bis 10 Stunden reichen. Die meisten Repellentien müssen je nach Umständen (Schwitzen, Außentemperatur, Präparat) alle 4–8 Stunden neu aufgetragen werden. Die Wirkdauer ist nach Auftragen auf der Kleidung in der Regel länger als nach Auftragen auf die Haut. 1954 wurde DEET entwickelt, die am meisten verwendete und bis heute hinsichtlich der Wirkung beste Substanz. Es wird in Kon zentra tionen von 5–90 % eingesetzt. Alle neu entwickelten Substan zen werden bis heute gegen DEET als Standard getestet. In der langen Anwendungszeit von DEET und in zahlreichen toxikologischen Untersuchungen sind bisher beim Menschen keine wesentlichen und dauerhaften negativen gesundheitlichen Auswirkungen beobachtet worden. Wegen gelegentlich beobachteter Hautreizungen wurden von einigen Staaten jedoch Höchstgrenzen in der Konzentration von DEET festgelegt oder die Verwendung sogar ganz verboten. DEET hat jedoch darüber hinaus den Nachteil, dass es Plastik angreift und schädigt (z. B. Kunstfasertextilien oder Armbänder von Uhren). DEET wird daher in der hohen 50%igen Konzentration nur noch für Reisen in tropische Gebiete empfohlen, bei denen das Infektionsrisiko durch Malaria den Einsatz dieses hochwirksamen Mittels auch weiterhin eindeutig rechtfertigt. DEET sollte nicht auf empfindliche oder geschädigte Hautstellen oder in der Nähe von Augen oder Schleimhäuten aufgetragen werden. Die Anwendung bei Kindern gilt grundsätzlich als sicher, jedoch sollte DEET vorsichtshalber nur kleinflächig angewandt werden. Alternativ kommt bei Kindern das Auftragen auf die Kleidung in Betracht. Repellentien, die DEET beinhalten, bieten nach Auftragen auf exponierten Hautstellen 3–4 Stunden lang Schutz gegen die meisten stechenden Insekten. Je höher die Konzentration von DEET, desto länger hält der Schutz an. Das von der Fa. Bayer erst entwickelte Piperidinderivat Icaridin (Bayrepel) hat DEET 1998 im bekannten Präparat Autan ersetzt. In Vergleichsstudien zeigte sich bei 20%iger Konzentration von sowohl Icaridin als auch DEET eine in etwa vergleichbare Effektivität. Zu höheren Konzentrationen liegen keine Studien vor. Aus der klinischen Erfahrung ist festzustellen, dass DEET in Konzentrationen von 30–50 % deutlich überlegen ist.
Prof. T. Jelinek
Foto: Stefan Beger, Pixelio
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