Reisen in der kalten Jahreszeit
Das Wichtigste ist, warm und trocken zu bleiben. Dies erreicht man mit entsprechend dicker, nässeabweisender sowie winddichter Kleidung. Wolle und Baumwolle sind schwere Stoffe und trocknen nicht gut, wenn sie einmal nass geworden sind; besser geeignet sind z.B. Mikrofasern und Fleece. Die Bekleidung sollte gemäß dem „Zwiebelschalen“-Prinzip getragen werden: angefangen mit langer (Thermo-) Unterwäsche, darüber eine winddichte Hose und einen Pullover, zum Schluss eine winddichte Jacke und ggf. noch eine Regenhose. Als Schuhwerk empfehlen sich nässeabweisende, gefütterte und rutschfeste Stiefel. Nasse Kleidung muss rechtzeitig gegen trockene Wäsche gewechselt werden. Fäustlinge halten die Hände bei kalten Temperaturen besser warm als Fingerhandschuhe. Wichtig ist eine Mütze – über den Kopf verliert der Körper besonders viel Wärme. Die Schuhe dürfen nicht zu eng sein, da sonst die Durchblutung der Füße behindert wird. Um exponierte Hautbereiche wie Gesicht und Hände vor kältebedingter Schädigung zu bewahren, eignen sich besonders gut fetthaltige Cremes, da die Haut die eigene schützende Fettproduktion bei niedrigen Temperaturen einstellt. Auch die Lippen sollten mit einem entsprechenden Pflegestift geschützt werden. Bei Aufenthalt in Schnee und Eis sind eine Sonnenbrille und das Auftragen von Sonnenschutzcreme auf unbedeckte Hautstellen ratsam. Insbesondere die Finger und Zehen sind der Gefahr von Erfrierungen ausgesetzt, bei Warnzeichen wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit müssen sie sofort gewärmt werden. Für ältere Menschen sowie Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung ist eine Reise in extrem kalte Regionen generell nicht empfehlenswert.
Frostschäden: Erfrierung und Unterkühlung Schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt können Kälteschäden auftreten, wenn die passenden Faktoren zusammenkommen. Eine Erfrierung ist ein örtlicher Kälteschaden im Gewebe, der eng begrenzt ist. Am häufigsten treten Erfrierungen an den Fingern, den Zehen, den Ohren und der Nase auf. Von einer Unterkühlung spricht man, wenn der ganze Organismus betroffen ist. Die Körpertemperatur kann dabei auf deutlich unter 35 °C absinken. Normalerweise liegt sie bei ca. 37 °C. Wird der Körper der Kälte ausgesetzt und kühlt aus, versucht er dem entgegenzuwirken. Er drosselt die Wärmeabgabe und erhöht die Wärmebildung. Mehr Wärme erzeugt der Organismus, indem er die Muskeln arbeiten lässt – der Mensch fängt an zu zittern. Die Wärmeabgabe steuert der Körper hauptsächlich über den Blutfluss in der Haut. Die Blutgefäße in den Extremitäten – also in Armen und Beinen – verengen sich bei Kälte, wodurch dort die Durchblutung abnimmt. Dadurch verliert der Körper weniger Wärme und lenkt zugleich mehr Blut in Richtung Körperzentrum. Das ist ein überlebenswichtiger Vorgang: So werden Organe wie Gehirn, Herz und Lunge ausreichend mit Blut versorgt und warm gehalten. Je mehr jedoch der Blutfluss in den Extremitäten abnimmt, desto eher leiden diese unter der Kälte. Es kann zu lokalen Erfrierungen an Fingern und Fußzehen kommen. Verliert der ganze Organismus mehr Wärme als er bilden kann, sinkt die Körpertemperatur und es kommt zur allgemeinen Unterkühlung. Besonders schnell kühlt der Körper im Wasser aus. Neben Feuchtigkeit ist vor allem Wind ein gefährlicher Risikofaktor. Der Wind bläst die schützende warme Luftschicht um den Körper beziehungsweise aus der Kleidung weg. Dadurch liegt die gefühlte Hauttemperatur deutlich unter der gemessenen Lufttemperatur („Wind-Chill-Effekt“) und die Wärmeverluste steigen. Sind dann Hände, Gesicht oder Füße nicht ausreichend vor der Kälte geschützt, kann es besonders leicht zu Erfrierungen kommen. Zu enge oder feuchte Kleidungsstücke beziehungsweise Schuhe begünstigen dies ebenfalls. Es gibt Faktoren, die das Risiko für Erfrierungen und/oder Unterkühlung erhöhen. So sind kleine Kinder und alte Menschen stärker gefährdet. Auch Rauchen, Durchblutungsstörungen, Diabetes, bestimmte Medikamente, Unterernährung oder Erschöpfung wirken sich negativ aus. Alkohol ruft zwar zunächst ein wärmendes Gefühl im Körper hervor. Da durch das Getränk aber die Gefäße weitgestellt werden, verliert der Organismus letztendlich noch mehr Wärme. Zudem ist unter Alkoholeinfluss die Kältewahrnehmung eingeschränkt. Dass Ringe oder Piercings aus Metall zu Erfrierungen führen können, ist nicht ganz unumstritten, jedoch sehr wahrscheinlich. Letztendlich hängt der Effekt vor allem vom Ort und der Größe des Metalls am Körper ab. Wer bei eisigen Temperaturen mit ungeschützten Händen zum Beispiel an ein Metallgeländer fasst, kann leicht einen Kälteschäden davontragen. Die Haut kann auch am Metall anfrieren beziehungsweise festkleben. Bei der Erfrierung werden verschiedene Schweregrade unterschieden: Grad 1: Die betroffene Hautstelle sieht blass aus, teilweise ist sie auch grau-weiß oder gelb-weiß verfärbt. Die Haut ist hart, kalt und ohne Gefühl. Erwärmt sich die Haut wieder, rötet sie sich und schmerzt heftig. Grad 2: Es bilden sich (zum Teil blutgefüllte) Blasen und die erfrorene Stelle wird rot-bläulich. Grad 3: Schwere Erfrierungen äußern sich – allerdings erst spät – durch eine blauschwarze Verfärbung der Haut. Auch das darunter liegende Gewebe stirbt ab. Die derart geschädigten Stellen heilen nicht mehr, der betroffene Körperteil muss unter Umständen amputiert werden. Das Ausmaß einer Erfrierung lässt sich teilweise erst nach einigen Tagen beurteilen. Stadien der Unterkühlung: Stadium 1: Muskelzittern, der Betroffene atmet tief und der Puls ist erhöht (Körpertemperatur: 35 bis 32 °C). Stadium 2: Die Funktion des Gehirns wird beeinträchtigt. Die Muskeln sind steif, der Betroffene ist schläfrig und kaum noch ansprechbar, wirkt oft betrunken (Körpertemperatur: 32 bis 28 °C). Stadium 3: Es besteht Lebensgefahr. Der Patient ist bewusstlos, der Puls lässt sich kaum ertasten. Bei einer Körpertemperatur von unter 24 °C kommt es zum Atem- und Kreislaufstillstand. Bei einer schweren Unterkühlung mit Atem- und Kreislaufstillstand tritt der Hirntod jedoch deutlich später ein als in anderen Fällen von Kreislaufversagen. Das Gehirn kann bei niedrigen Temperaturen länger überleben, weil der Stoffwechsel bei der extremen Unterkühlung verlangsamt abläuft. Manche Betroffene wirken wie tot, können aber mit einem minimalen Kreislauf immer noch am Leben sein. Deshalb sollten im Zweifel immer Wiederbelebungsmaßnahmen vorgenommen werden. Dabei sollte man versuchen, die Arme und Beine des Verletzten nur wenig zu bewegen!
Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei Erfrierung und Unterkühlung Erfrierung: Ist der Betroffene normal ansprechbar, zittert und hat vermutlich erfrorene Finger oder Fußzehen, dann sollte er zuerst an einen warmen Ort gebracht werden – z. B. in eine Berghütte oder ins beheizte Auto. Anschließend behutsam nasse Kleidung und Schmuck ausziehen und die erfrorenen Körperteile vorsichtig erwärmen. Hierzu eignet sich am besten ein Wasserbad mit körperwarmem Wasser über insgesamt maximal 30 Minuten. Es sollte ständig warme Flüssigkeit nachgegossen werden. Tauen dabei Finger oder Fußzehen auf, kann dies sehr schmerzhaft sein und erfordert gegebenenfalls sogar die Einnahme von Schmerzmitteln. Im Anschluss die betroffenen Hautbereiche mit einem sterilen lockeren Verband einwickeln – jeden Finger und jede Zehe einzeln. Steht kein warmes Wasser zur Verfügung, kann der Helfer die erfrorenen Finger oder Füße des Opfers in die Achselhöhlen oder an den eigenen Bauch stecken oder die eigenen warmen Hände auf erfrorene Stellen im Gesicht zu legen. Befindet sich der Verletzte im Freien und muss dort bis zur Rettung bleiben, sollte man besser nicht versuchen, die erfrorenen Gliedmaßen zu erwärmen. Denn: Friert das Gewebe erneut ein, kann es schwer beschädigt werden. Eine wärmende Decke und trockene Kleider empfehlen sich aber in jedem Fall. Entgegen oft zu lesenden Empfehlungen ist es keine gute Idee, erfrorene Körperteile mit Schnee einzureiben. Blasen sollte man nicht öffnen, dies kann zu Infektionen führen. Der Betroffene sollte nicht rauchen, da dies die Blutgefäße verengt. Betroffene Stellen vorsichtshalber nicht massieren, da dies bei schwereren Erfrierungen eher schaden wird. Die Haut nicht mit trockener oder zu starker Hitze erwärmen – also zum Beispiel durch einen Fön, ein Heizkissen, Lagerfeuer oder an der Heizung. Da die erfrorene Haut ohne Gefühl ist, kann es zu Verbrennungen kommen. Unterkühlung: Die Unterkühlung ist viel gefährlicher als eine lokale Erfrierung. Nach Möglichkeit sollte ein Notruf abgesetzt werden. Leicht Unterkühlte sollten sofort vor der Kälte geschützt werden, also z. B. an einen warmen Ort gebracht werden. Ist die Kleidung nass, muss diese dort ausgezogen werden. Der Betroffene wird in Decken eingepackt, auf den Kopf kommt eine Mütze. Warme gezuckerte Getränke helfen, den Körper wieder aufzuwärmen. Kann der Verletzte nicht ins Warme gebracht werden, muss er vor Wind und kaltem Untergrund geschützt werden (zum Beispiel durch eine Rettungsfolie oder Decke). Ist der Betroffene bereits schläfrig oder verwirrt, sollte er möglichst wenig bewegt werden. Man sollte ihn nur zudecken auf den Rettungsdienst warten. Ist der Patient kaum noch bei Bewusstsein und zittert nicht mehr, ist ein unkontrolliertes Aufwärmen lebensgefährlich. Hier sollte man weder massieren noch auf andere Weise Wärme zuführen. Ist der Körper bereits zu sehr unterkühlt, kann es zum sogenannten Bergungstod kommen: Kaltes Blut aus den Gliedmaßen vermischt sich mit warmem Blut aus dem Körperinneren und führt zum Kreislaufschock. Allerdings gilt auch hier: eine warme Decke ist ebenso wie das Wechseln nasser Kleidung sinnvoll. Prof. T. Jelinek
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